New-Metal-Media - Metalheadz Open Air

Metalheadz Open Air
 08.05.-09.05.2015
 Oberndorf am Lech

by Hans-Jürgen Schmidt

 

Wie kommt ein Nordlicht wie ich nach Oberndorf am Lech um dann einem Festival beizuwohnen dem man ohne mit der Wimper zu zucken die Höchstnote (auf der imaginären Festivalwertescala wahrscheinlich fünf Bierkrüge) geben kann? Nun, wenn man sich abseits der großen, in den Mainstream abgedrifteten Events umschaut, dann stößt man unweigerlich auf solche Perlen. Natürlich gehört ein bisschen Recherche und Mundpropaganda auch dazu aber davon lebt ja der Underground. Also brach ich auf und rollte meinen VW Bus 8 Stunden quer durch die Republik.

Vorweg gesagt es gab bisher wenige Festivals mit einem solch hohen Wohlfühlfaktor für mich. Ob es an der überschaubaren Größe lag (die Anzahl der Besucher wurde auf 500 limitiert), an der überaus freundlichen und hilfsbereiten Umgangsweise der Veranstalter, an den zivilen Preisen und der Auswahl an angebotenen Speisen und Getränke oder an dem wirklich mit viel Herzblut zusammengestrickten Line-Up? Wahrscheinlich ist es die Summe aus allen.

Ich kam mitten in der Nacht an. Die Schilder an der Strasse waren leicht zu übersehen. Vielleicht lag es aber auch an der langen Fahrt. Am Kassenhäuschen machte ich die erste Bekanntschaft eines Mitglieds der Bavarian Metalheadz, jener Club der dieses Festival schon zum fünften Mal veranstaltet. Der Empfang war trotz der fortgeschrittenen Stunde sehr freundlich. Das Gelände liegt in einer Senke und es hatte tags zuvor geregnet was das Zeug hält. Trotzdem schien es befahrbar zu sein. Mein leichter Einwand, ich könnte mich festfahren, wurde sofort mit den Worte: „Wir haben mehrere Traktoren zum Rausziehen hier“ widerlegt. Außerdem durfte ich mich in dem Bereich hinstellen in dem auch einige Leute vom Club ihr Lager aufgeschlagen haben.

Also den Bus abgestellt und und erstmal das Gelände besichtigt. Wie man sich bei einer Größe mit 500 Besuchern vorstellen kann, alles sehr überschaubar. Die Getränketresen hatte ich sofort identifiziert, ebenso die kulinarische Ecke. Alles war in einem Zelt untergebracht in dem sich auch ein paar Bierzeltgarnituren befanden. Sehr gemütlich. Dem Genuss des ersten Bieres stand entgegen dass ich noch keine Abstreichkarte hatte. Ein bargeldloses Bezahlsystem das mir sehr gut gefiel. Trotz des leckeren Bieres und der überaus leckeren Steaksemmel forderte die lange Anreise ihren Tribut und somit ging der Tag für mich zu Ende.

Am Freitag war erst einmal Ruhe angesagt. Frühstücken, die Ausrüstung checken und dann das Gelände bei Tageslicht erkunden. Ich sah zu meiner Überraschung keine Dixies, sondern Toilettenwagen. Diese wurden auch mehrmals am Tag gereinigt. Wieder ein weiteres Plus für dieses Festival. Ich sprach kurz mit den Leuten von der Orga, unter anderem auch über die Größe des Festivals. Mehr als 500 sollten es nicht sein, da es sonst von den ehrenamtlichen Helfern nicht mehr zu stemmen sei. Ziel des Festivals ist es, lokale Bands und durchaus bekannte und geschätzte Headliner zu mischen. Das sich hieraus der eine oder andere Geheimtipp ergibt ist ja wohl klar. 

Punkt 13:50 standen Total Annihilation auf der Bühne, einer Thrash Metal Band aus der Schweiz. Sie legten einen energiegeladenen Auftritt hin der trotz der frühen Stunde den einen oder anderen Metalhead vor die Bühne lockte. Für die ausgefallenen Stormhunter kamen danach Deadfreight Of Soul auf die Bühne. Die Augsburger Band sprang direkt ein und gaben Vollgas. Ihr Death Metal mit einem doch unterschwelligem Core Anteil wirkte in dem doch sehr auf klassischen Heavy Metal ausgelegtem Line-Up doch ein bisschen als Randerscheinung was der Leistung der Band aber keinen Abbruch tat. Auch die Resonanz des Publikums war durchaus positiv. Danach waren Blizzen dran. Auf die vier Hessen war ich sehr gespannt, da sie schon in verschiedenen Medien und auch im Bekanntenkreis viel Lob erhalten haben. Sie enttäuschten nicht. Bühnenpräsenz und Songmaterial gefielen mir sehr gut. Die auf HR erschienene EP habe ich mir im Nachgang direkt gekauft. Alle auf der EP befindlichen Stücke wurden auch live gespielt, ergänzt um drei weitere Stücke.

Danach stellen sich Masters Of Disguise dem Fachpublikum und lassen schon mal gar nichts anbrennen. Man hat ohnehin das Gefühl dass es hier und heute keine Enttäuschungen geben wird. Die aus der Asche von Savage Grace auferstandenen Musiker spielten ein rundes Set mit Stücken ihrer beiden Tonträger, abgerundet zum Schluss mit „Bound To Be Free“ von eben Savage Grace.

Night aus Schweden hatte ich schon auf dem Hell Over Hammburg gesehen, allerdings nicht in voller Länge. Sie lieferten einen ausgewogenen Auftritt mit sowohl Metal als auch Hardrock Anleihen. Oskar Anderssons helle Stimme mag zwar nicht jedermanns Sache sein, passt aber hervorragend zum Stil der Band deren Markenzeichen unter anderem fein gepielte Twin-Guitar Läufe sind.

Dann kamen diejenigen, die nach eigener Aussage verantwortlich für den Rock'n Roll sind: Nitrogods. Sie ließen aber auch keinen im Publikum zweifeln, dass sie es wirklich sind. Abgefahrene Performance (Klaus der Bierflaschentrommler), Killerriffs und wuchtige Bühnenpräsenz ergibt einen prima Auftritt. Hier ging auch die Menge das erste Mal richtig steil und es kam Bewegung in die ersten Reihen.

Roxxcalibur hat personell eine große Schnittmenge zu Masters Of Disguise aber eine etwas andere Ausrichtung. Sie bringen als Tribute Band den NWOBHM zurück. Ein Bandshirt Träger sagte mir: „Sie spielen die besten B-Seiten des NWOBHM“. Hmm, Songs we „Don't Break The Circle“ oder „See You In Hell“ würde ich nicht dort eingruppieren wollen.

Als Headliner des ersten Tages gingen Wolf an den Start. Die Band aus Schweden spielte einen soliden Gig und rundeten einen gelungenen ersten Tag ab. Die Fans dankten es.

Zeigte sich das Wetter am ersten Tag noch von der besten Seite so zog es am zweiten Tag etwas trüb auf. Zeit also zum Ausschlafen und Ausruhen. Disintegrator hatte die schwierige Aufgabe die müde Menge wieder vor die Bühne zu bekommen. Ob sie es geschafft haben weiß ich nicht. Aber spätestens als „Creeping Death“ herüberschallte war auch ich wach. Während die zweite Band des Tages, Reverend Hound, spielte war für mich frühstücken angesagt. Von meinem Platz aus mit Blick auf die Bühne und somit auch der passenden Beschallung. Pünktlich zu Hammerking wollte ich mich wieder ins Geschehen stürzen, allerdings hielten mich zwei amtliche Regenschauer davon ab. So kam ich erst zum Ende des Gigs vor die Bühne. Etwas unentschlossen erwartete ich die nächste Band. Overruled aus Holland. Mit neuem Bassisten und Drummer spielten sie als gäbe es kein morgen mehr. Optisch gegensätzlich, in der Musik aber vereint nach vorne gehend. Diese Band werde ich im Auge behalten. Blackevil als nächste Band brachte die Richtung wieder mehr in die Thrash-/Blackmetal Richtung. Drei Leute, keiner kann sich verstecken, da geht was. Mittlerweile hatten sich die Reihen wieder gefüllt und das Publikum stimmt sich auf einen grandiosen Abend ein. Als nächstes kamen Hitten aus Spanien auf die Bühne. Nicht nur das Äusserliche lässt auf einen grossen Einfluss der Eisernen Jungfrauen schliessen. Auch musikalisch ging es in diese Richtung. Das abschliessende „Iron Maiden“ bestätigte den Eindruck. Auch hier präsentierte sich wieder eine Band die mit dem notwendigen Elan zu Werke geht. Witching Hour aus dem Saarland legten noch mal eine Schippe in Richtung Black Metal drauf. Da ich mich für den bevorstehenden Abend stärken musste, verpasste ich leider einen Grossteil dieses Auftritts.

Nun war es soweit für einen fulminanten Start in den Samstag Abend. Metal Inquisitor bestellten das Feld und fuhren die Ernte ein. Der Himmel brach auf, die Sonne kam hervor und die Herren Inquisatoren hatten alles im Griff. Auch die Instrumentenbediener anderer Gruppen wurden fäusteschüttelnd in der ersten Reihe gesichtet.

Elm Street aus Australien sind schon zum zweiten Mal auf diesem Festival. Im Vorfeld kündigten sie ihre Freude darüber in den sozialen Netzwerken an und setzen sie in spielerische Finesse und Power auf der Bühne um. Ein wahrer Co-Headliner für den Samstag.

Über Hell viele Worte zu verlieren ist eigentlich nicht nötig. Die von Andy Sneap wiederbelebte Truppe reiste mit allem an was das pyrotechnische Herz begehrt. So wurde auch der Fotograben gesperrt und ich musste die Fotos aus der Menge heraus machen was aber kein Problem darstellte. Eigentlich bin ja persönlich kein Fan von übertriebener Pyrotechnik auf der Bühne aber hier war alles stimmig und auch nicht übertrieben. Gitarrist Kev Bower war der Chef Koordinator auf der Bühne und musste neben seiner Gitarristenrolle auch noch für die Sicherheit seiner Bandkollegen sorgen. So zog er David Bower zur Seite, kurz darauf erschien eine Feuersäule just an der Stelle wo sich sich der Sänger noch Sekunden vorher befand. Ihre 75 Minuten Headliner Show füllten sie genau mit den Songs die auch erwartet wurden. Die Theatralik David Bower's passt gut zur restlichen Performance der Band.  Das war ein gelungener Abschluss dieses großartigen Festivals und ein wahrlich würdiger Headliner.

 Bleibt noch zu erwähnen dass ich am Sonntag Früh ohne Treckerhilfe den Ort des Geschehens verlassen konnte mit der Gewissheit nicht zum letzten Mal dort gewesen zu sein.

Fazit:

Gelände: Es liegt in einer Senke. Dieses Mal blieb es trocken und es gab meines Wissen keine Probleme. Es wird wohl kritischer wenn es länger und heftiger regnet. Die Wege sind kurz, das Layout ist durchdacht. Es gibt alles was man braucht, vom Essen und Trinken bis hin zu umfangreichen Merchandise. Auch das Bezahlsystem find ich gelungen. Bands: Erstaunlich welche Bands die Jungs und Mädels an Bands wieder für dieses Festival gewinnen konnten. Es gab keinerlei musikalische Ausfälle. Die Ausrichtung ist mehr in Richtung traditioneller Heavy Metal. Das macht Spaß. In meinen Augen ein absolutes Muss wenn man der vielen Mainstream Festivals überdrüssig ist ist. Vielen Dank an die Organisatoren und an Daniela für die Akkreditierung.

 

 

 

 

Homepage Veranstalter: http://www.bavarian-metalheadz.de/
Homepage Festival: 
http://www.metalheadz-open-air.de/
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