
Nachdem wir euch gerade die Doom Gothic Band "My Tide" aus
Hamburg vorgestellt haben. Jetzt legen wir noch einmal nach. Ich bin froh über
das Interview mit Stefan Frost, welcher sich sehr offen über die Band, Metal und
Behinderung und über die Pläne der Band äußert.
NMM:
Stell eure Band vor und natürlich die Musik die ihr macht
Stefan: My Tide besteht jetzt mittlerweile seit 1997. Gegründet wurde
die Band von Tobias Norff und mir (Stefan Frost). Innerhalb dieser Zeit hat sich
die Musik immer wieder von CD zu CD verändert. Ich denke es ist sehr schwierig
uns stilistisch 100 prozentig einzuordnen zu können. Ich würde sagen, wir sind
am ehesten im Metal, Gothic und Doom verwurzelt. Angefangen haben wir in einer
dreier Konstellation mit Drumcomputer Sounds und weiblichem Gesang. Die erste
Demo CD entstand 1997. Man kann sagen, dass auf dieser CD schon fast Gothic Pop
Klänge mit harten Gitarren zu hören waren. Herrn Norff und mir war dieser Stil
eigentlich nicht hart genug, da wir privat eher härteren Klängen lauschen. So
entschlossen wir uns dann, nach Fertigstellung der ersten Demo CD, gegen den
weiblichen Gesangsstil. Wir wollten mehr gesangliche Härte. Auf der zweiten CD „Sounding
Lead“ ist dann bereits schon meine Stimme zu hören. Die Instrumental-Musik hat
sich ab dieser CD auch noch einmal stilistisch gewandelt. Die Gitarrenarbeit
wurde weitaus härter. Dem Drumcomputer sind wir auf der zweiten Demo CD
allerdings noch treu geblieben, was sich dann aber ab dem Album „Impressions
from a dying world“ änderte. Mit einem Drummer aus Fleisch und Blut lässt es
sich eben besser Rocken. Christian Garagatti (Drums) blieb uns für zwei CDs („Impressions
from a dying world“ und „Love, lies, anguish“), sowie etliche Gigs erhalten.
Diese beiden Outputs unterschieden sich stilistisch auch wiederum von einander.
Die „Impressions from a dying world“ CD klingt weitaus roher als das
Nachfolgeralbum „Love, lies anguish“. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir
ca. zwei Jahre Zeit auf die Entstehung von „Love, lies, anguish“ verwendet
haben. Das 2011 erschienene Album „This cold age“ klingt wieder weitaus roher.
Hier zeichnete ausschließlich Tobias Norff für das Songwriting und die meisten
Gesangsparts verantwortlich. Ich stieg 1 Jahr bei My Tide aus, weil ich vom
Musik machen eine Pause benötigte. Pünktlich zu den Aufnahmen stieg ich aber
wieder in die Band mit ein. Zurzeit arbeiten wir an einer neuen Scheibe, die
sicherlich noch dieses Jahr erscheinen wird. Gesanglich haben wir uns in Bezug
auf die neue Scheibe noch auf keinen festen Stil einigen können. Musikalisch
wird es eine Mischung aus düsteren Metal und Doom geben.
NMM: Wie kamt ihr auf den Bandnamen „My Tide“?
Stefan: Wir wollten einen Band-Namen haben, der keinem speziellen
Musik-Genre sofort zuzuordnen ist. Bei dem Namen My Tide kann man beim ersten
lesen an alles Mögliche denken. Es könnte sich hierbei rein von der Namensgebung
sogar um eine Jazz Band handeln. Ich denke, mit der Wahl des Namens wollten wir
uns selbst die Freiheit geben, musikalisch in jegliche Richtung denken zu
dürfen. Übersetzt bedeutet der Name meine Gezeiten und ich denke, dass passt
bestens zu unserer Musik. Musik ist immer davon abhängig in welcher
Gemütsverfassung sich der Songwriter zu dem jeweiligen Zeitpunkt befindet. Die
Gezeiten verändern sich und unsere Gemütsverfassung auch. Ich kann mich noch gut
an den Tag erinnern, als wir den Namen wählten. Es war 1996 und Tobias Norff und
ich saßen im Einstein (Kneipe, Restaurant in Hamburg). Auf einmal sagte Tobias
„My Tide“ und ich sagte, ja genau das ist es!
NMM: Was war für euch ausschlaggebend Gothic / Doom Metal zu machen und
welche musikalischen Vorbilder habt ihr?
Stefan: Das frage ich mich auch manchmal. Ich bin mit anderer Musik
groß geworden. Meine ersten musikalischen Vorbilder waren für mich Metallica,
Megadeth und Guns n´Roses, aufgrund der hervorragenden Gitarrenarbeit. Später
hörte ich dann Bands wie Obituary, Bolt Trower und Sepultura. Allerdings
entwickelte sich mein musikalischer Geschmack nicht rein in die Death oder
Thrash-Metal- Richtung. Viel spannender fand ich Musik, die musikalische Härte,
schöne Melodien, sowie einen gewissen Touch von Melancholie vermittelt.
Besonders gut gefällt mir beispielsweise die Amok CD von Sentenced oder das
Songwriting von Paradise Lost und The Black League. Das ist für mich die
Königsklasse. Mr. Norff ist musikalisch mittlerweile ganz und gar bei Doom- und
Black Metal angekommen, obwohl wir sicherlich bei unseren ersten musikalischen
Gehversuchen ähnliche Vorbilder hatten.
NMM:
2011 erschien euer Album “This cold age" es ist düsterer als sein Vorgänger "Love,Lies,
Anguish" wird dieser Stil euren weiteren musikalischen Weg prägen?
Stefan: Bestimmt wird der Stil von „This cold age“ unseren weiteren
musikalischen Weg prägen, so wie die anderen Alben zuvor auch. Allerdings muss
man hier noch einmal erwähnen, dass ich am Songwriting-Prozess von „This cold
age“ nicht wirklich involviert war. Das ist in der jetzigen Band-Konstellation
wieder anders. Ich denke die neue Scheibe wird eine Mischung aus „Love, lies,
anguish“ und „This cold age“ werden.
Tobias Norff und ich haben, wenn es um das Songwriting geht unterschiedliche
Herangehensweisen. Wir sind aber beide Fans von klar strukturierten
Song-Schemata.
NMM: Wenn ihr an neuen Songs bzw. neuen Ideen arbeitet, wie läuft das bei
euch ab, sind eure Songs eine Gemeinschaftsarbeit?
Stefan: Auch das war von CD zu CD ganz unterschiedlich. Die erste Demo
CD entwickelten wir gemeinschaftlich. Die zweite Demo CD „Sounding Lead“ war ein
absoluter Alleingänger meinerseits. Geplant hatte ich das Ganze damals eher als
Solo-Projekt. Wir entschlossen uns erst später die CD unter dem Namen My Tide
heraus zu bringen. Das Album „Impressions from a dying world“ entstand wirklich
sehr gemeinschaftlich, weil wir es auch genossen haben, endlich einmal mit einem
Drummer aus Fleisch und Blut und nicht mit einem Computer Musik zu machen.
Unsere Nachfolger CD „Love, lies, anguish“ entstand mehr oder weniger
arbeitsgeteilt. Mr. Norff schrieb nahezu alle Texte und ich kümmerte mich um das
Songwriting. Unsere letzte Scheibe entstand fast im Alleingang durch Mr. Norff.
Unser neues Release entsteht zurzeit definitiv durch Gemeinschaftsarbeit. Also
alles im Allem sehr unterschiedlich. Alles ist erlaubt und wir folgen keinen
selbst auferlegten Regeln.
NMM: Ihr wart ja eine der ersten Bands, die
www.new-metal-media.de unterstützt haben. Wie sind eure persönlichen
Erfahrungen mit behinderten Fans?
Stefan: Ich weiß ehrlich gesagt nicht einmal, ob wir Fans mit
Behinderung haben oder nicht. Ich finde es spielt auch eigentlich keine Rolle.
Musik-Fan ist eben Musik-Fan, ob mit oder ohne Behinderung. Wir waren eine der
ersten Bands, die new-metal-media.de unterstützt haben, weil wir die Idee mehr
als gut finden. Das Metal-Genre an sich verkörpert durch Bilder, Musik und
Posen, Härte, Stärke und Unversehrtheit. Über das Thema Metal und Behinderung
haben sich viele Fans und Bands sicherlich noch keine Gedanken gemacht.
New-Metal-Media betreibt aus meiner Sicht grandiose Öffentlichkeitsarbeit in
Bezug auf Barrierefreiheit in Clubs und trägt zur Sensibilisierung dieser
Thematik bei.
NMM:
Gibt es eurer Meinung nach Bedingungen die sich ändern müssen, damit das
Zusammenleben mit behinderten Menschen einfacher wird?
Stefan: Ich glaube, ich würde die Frage an dieser Stelle gern
umstellen: Wie kann man die Bedingungen verändern, damit sich das Leben
behinderter Menschen vereinfacht?“
Und hierzu gibt es mittlerweile
feste Vorgaben, durch die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit
Behinderungen. Nun gut, Papier ist geduldig. Ich denke eine Sensibilisierung zu
Themen, wie z.B. uneingeschränkte Teilhabe in der Gemeinschaft behinderter
Menschen, was ja auch die Barrierefreiheit betrifft, muss durch
Öffentlichkeitsarbeit seitens der Regierung und sozialer Organisationen
passieren. Es darf nicht sein, dass der Mensch mit Behinderung durch Barrieren,
in die unangenehme Lage versetzt wird, ständig umstehende Menschen um Hilfe
bitten zu müssen. Es muss eine Umwelt geschaffen werden, die niemanden
einschränkt.
NMM: Gerade kleine Locations und Festivals sind zumeist nicht
behindertengerecht ausgestattet, setzt ihr euch als Band mit dem Thema
auseinander?
Stefan: Natürlich haben wir uns auch schon mit diesem Thema
auseinander gesetzt. Wir als kleine Band spielen auch eben nur in kleinen Clubs.
Einige waren auch nicht Barriere frei. Wir bekamen schon mal mit, dass jemand im
Rollstuhl beispielsweise sehr steile Treppen herunter getragen wurde. Ich finde
es zwar super, dass es immer Menschen gibt, die sofort mit anpacken, schöner
wäre es natürlich für den Menschen im Rollstuhl, wenn die Gegebenheiten so
geschaffen wären, dass er hier nicht auf Hilfe angewiesen ist.
NMM: Mit welchen Bands würdet ihr gerne die Bühne teilen oder welches
Festival könnte euch als Band reizen?
Stefan: Ich würde mir gern mit Bands, wie z.B. The Black League,
Anathema, Paradise Lost oder Satyricon die Bühne teilen. Ansonsten würde noch
Sentenced auf meinem Wunschzettel stehen. Die gibt es aber leider nicht mehr.
Also im Großen und Ganzen alle Bands, die mich seit meiner Jugend begleiteten.
NMM: Da ihr ja schon einiges an Konzerten gespielt habt, was war das
skurrilste was euch auf einem Gig bisher passiert ist?
Stefan: Wir hatten einen Gig im Rockpalst Speicher in Flensburg. Der
Veranstalter bestellte für uns ein paar Pizzen. Ein Typ der völlig drauf war,
kam in den Backstage-Bereich und fing an vor uns zu Tanzen. Er kippte dabei
immer wieder schlückchenweise Bier auf unsere Pizza, die vor uns lag. Ich
glaube, dann wollte er noch auf die Pizza urinieren. Als er dabei war seine Hose
herunter zu ziehen, wurde er von unserem damaligen Booker mit Gewalt nach
draußen befördert. Tja, Dinge gibt’s, die gibt es eigentlich nicht…..
NMM:
Wer heute Musik macht hat es nicht einfach auf dem Markt, man muss sich immer
wieder neue Dinge einfallen lassen, um die Aufmerksamkeit von potentiellen Fans
zu erringen? Eine gute Möglichkeit hierzu sind soziale Netzwerke. Seid ihr auf
Facebook und Co vertreten? Wie sind eure bisherigen Erfahrungen?
Stefan: Wir sind in allen erdenklichen Netzwerken vertreten.
Facebook,
Twitter,
YouTube,
MySpace,
Google+ und noch einigen anderen. Meine Erfahrung ist, dass man mit Musik
nicht reich werden kann. Die CD-Verkäufe über das Internet verlaufen für kleine
Bands sehr schleppend. 2002 haben wir beispielsweise weitaus mehr CDs über
unsere Homepage verkauft, als heute über alle Social-Media-Kanäle zusammen
genommen. Außerdem glaube ich, dass der stinknormale Facebook-Nutzer müde ist,
ständig Werbung von Bands zu erhalten. Und sowieso: Wieso kaufen, wenn man die
CDs auch irgendwo anders kostenlos saugen kann. Ich habe mich vor 2 Jahren mal
intensiv im Netz auf die Suche nach unserer CD „Impressions from a dying world“
gemacht und habe ein Portal gefunden, auf dem die Scheibe 80.000-mal kostenlos
downgeloaded wurde. Was soll man dazu noch sagen. Ich persönlich sehe die
Sozialen-Netzwerke als Instrument für unsere Öffentlichkeitsarbeit. Aber nur,
weil man hunderte von Fans auf Facebook hat, bedeutet das nicht gleich, dass
jeder eine CD kauft. Allerdings kommt man in Sozialen-Netzwerken mit einigen
interessanten Menschen zusammen.
NMM: Welche Pläne habt ihr für 2012, gibt es bereits Termine wo man euch
live erleben kann?
Stefan: Unsere Pläne für 2012 beschränken sich erst einmal auf unsere
neue Scheibe und auf den Relaunch unserer Homepage. Gigs sind derzeit noch nicht
geplant.
NMM: Die letzten Worte gehören dir, bzw. euch was möchtest du der Welt
mitteilen?
Stefan: Zurzeit haben wir ein Gewinnspiel auf Facebook laufen. Ihr
könnt 3 x 3 CDs von My Tide gewinnen. Die CDs wären folgende:
„Impressions from a dying world“
„Love, lies, anguish“
„This cold age“
Die Teilnahme ist denkbar einfach:
1. Unsere Facebook-Seite muss euch gefallen, bzw. ihr müsst Fan von uns
sein.
2. Teilt das Gewinnspiel in eurem Profil (weitere Infos auf Facebook)
Das Gewinnspiel läuft bis zum 20. Februar und die Gewinner werden fair
ausgelost!
Reinhören und mitmachen könnt ihr über
https://www.facebook.com/MyTide
Vielen Dank an Ron für das Interview!
Bandkontakt:
http://mytide.blogspot.com
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